In diesem Beitrag zeigen wir euch, welche einzelnen Schritte eine Handtasche aus echtem Leder bei uns in der Herstellung durchläuft. Während viele andere Produkte in der heutigen Zeit komplett oder zum größten Teil maschinell hergestellt werden, erfordert die Produktion einer Handtasche immer noch von Anfang bis zum Ende das Fingerspitzengefühl und den menschlichen Sachverstand eines Fachmanns!
Allein da Leder ein Naturmaterial ist, muss schon der erste Schritt, das Zuschneiden des Leders, von Hand erledigt werden. Während Kunstleder mit einer absolut gleichmäßigen und makellosen Oberfläche produziert werden kann, sieht man dem echtem Leder an, wie und wo das ledergebende Tier gelebt hat. Wurde die Haut beispielsweise durch dornige Pflanzen oder einen Insektenstich verletzt, kann man das teilweise auch auf dem Leder sehen! Dadurch ist jedes Stück Leder einzigartig und muss vor dem Zuschneiden genau geprüft werden. Durch die jahrelange Erfahrungen kann der Zuschneider dann entscheiden, welcher Teil des Leders später für welchen Teil der Handtasche verwendet werden soll.
Zudem muss beachtet werden, dass möglichst wenig Verschnitt entsteht und der größte Teil des zur Verfügung stehenden Leders auch für die Tasche genutzt werden kann. Das kann man sich in etwa so wie beim weihnachtlichen Plätzchen-Backen vorstellen, bei dem man die Ausstechformen ja auch so auf dem ausgerollten Teig platziert, dass dieser möglichst viele Plätzchen ergibt. 😉
Je nach Größe des Auftrags (= Anzahl eines gleichen Taschenmodells) arbeiten unsere Zuschneider entweder mit Schablonen und schneiden die einzelnen Stücke von Hand aus oder benutzen Stanzeisen, was natürlich etwas schneller geht. Da die Herstellung der Stanzeisen jedoch nicht ganz billig ist, lohnt sich das nur bei größeren Aufträgen, wo hohe Stückzahlen vom gleichen Teil gefragt sind. Insgesamt kann eine einzelne Handtasche übrigens bis zu 30 verschiedene Einzelteile haben!
Nachdem alle benötigten Teile aus den verschiedenen Ledersorten und -Farben zugeschnitten sind, werden die Ränder der einzelnen Lederstücke mit einer sogenannten Schärfmaschine abgeflacht. So entstehen beim Zusammennähen keine dicken Wulste an den Stellen, an denen zwei Lederstücke aufeinander liegen!
Sobald das Leder fertig bearbeitet ist, werden die Stoffe für das Innenfutter ausgeschnitten. Hier können zwar mehrere Lagen übereinander gelegt werden, doch trotzdem wird auch hier von Hand gearbeitet.
Je nach Taschenmodell werden unterschiedliche Stoffe und Farben benutzt, die beim Zusammennähen eventuell zusätzlich noch mit Leder-Applikationen kombiniert werden. In diesem Schritt werden auch alle Fächer, Stiftschlaufen, Reißverschlüsse und teilweise raffinierte Besonderheiten wie Schminkspiegel etc. eingearbeitet. Dies erfordert viel Zeit und Aufwand, da bei der fertigen Tasche schließlich alles an der richtigen Stelle sitzen muss!
Der schwierigste Teil des gesamten Herstellungsprozesses erfolgt allerdings erst im nächsten Schritt, wenn sowohl die einzelnen Lederteile als auch das Innenfutter fertig vorbereitet sind. Ja nach Taschen-Modell werden die Einzelteile nun zusammengenäht oder teilweise auch zusammengeklebt. Dabei kann ein kleiner Ausrutscher die gesamte bisherige Vorbereitung zunichte machen und das wertvolle Material unbrauchbar werden lassen, denn eine schiefe Naht fällt (insbesondere bei Kontrastnähten) nun mal sofort ins Auge!
Kleiner Tipp am Rande: Fälschungen bekannter Marken und Billigprodukte kann man oft an den Nähten erkennen. Kein Taschenproduzent, der etwas auf sich hält, würde schlampige Nähte dulden! 😉
Entscheidend für eine gelungene Verarbeitung sind also saubere und gerade Nähte. Nachdem die Tasche „in Form gebracht“, also wieder nach außen „gewendet“ wurde (genäht wird nämlich meistens von innen), erfolgt erst mal eine kurze Sichtkontrolle. Stimmt alles und die Tasche weist die gewünschte Form und Qualität auf, werden im letzten Schritt die Metallteile wie Schlösser, Ringe oder Nieten angebracht. Dies geschieht erst am ganz am Schluss, damit das Metall vorher nicht durch harte Teile der Nähmaschine o.Ä. verkratzt werden kann und die Tasche einwandfrei beim Kunden ankommt.
Insgesamt ist also fast jeder Herstellungsschritt eine eigene Kunst für sich, die heutzutage leider nur noch von immer weniger Fachleuten richtig beherrscht wird! Auf den ersten Blick macht man sich bei einer fertigen Handtasche wahrscheinlich auch wie bei vielen anderen Handwerksprodukten keine Gedanken über den Aufwand, der mit einer sorgfältigen Herstellung verbunden ist. Wir hoffen jedoch, dass wir Euch die Täschnerkunst mit diesem Beitrag etwas näher bringen konnten und Ihr Eure Taschen jetzt vielleicht in einem ganz neuen Licht seht! 😉
Zum Abschluss nochmal alle Fotos in der Übersicht:
Ein klein wenig besser als Selbstgemacht 😉 Die Handtaschen von euch sind echt super!